EM in Brandenburg an der Havel – Positive Bilanz nach Bronze-Gewinn für Arnim Kahofer und Karl Makik

 

07.05.2017. Österreichs Carambol Billard Sportler haben bei den Europameisterschaften in Brandenburg an der Havel (Deutschland) mit dem Gewinn von zwei Bronzemedaillen positiv bilanziert. Dabei wäre durchaus auch mehr möglich gewesen.

Karl Makik holt Bronze im Dreiband am Kleinbrett
Im Dreiband Einzelbewerb am kleinen Turnierbillard gelang dem Schwechater Karl Makik nach seinem Vizeeuropameistertitel aus dem Jahr 2009 der bereits zweiter EM-Medaillengewinn.

Österreichs  Dreiband-Rekordstaatsmeister am Kleinbrett löste zunächst sein Ticket für die KO Runde der besten 32 mit souveränen Erfolgen in allen seinen drei Qualifikationsgruppenmatches.

Der Aufstieg ins Achtelfinale wurde mit einem weiteren klaren 40-25 Sieg gegen den Niederländer Jordi de Kruijf sichergestellt und auch in der Runde der letzten 16 hatte Makik seinen Gegner, den Belgier Danny Boreas mit 40-31 gut im Griff.

Viertelfinalkrimi
Zum absoluten Krimi wurde dann aber das Viertelfinalmatch gegen den Franzosen Thibeaut Espada der zuvor überraschend Dreiband-Ex-Weltmeister und Turnier-Favoriten Eddy Merckx aus Belgien aus dem Turnier genommen hatte.

Makik rettete sich als anstoßender Spieler zunächst ins Ziel nachdem der Franzose beim Stand von 39-39 bereits einen Matchball vergeben hatte. Espada schaffte im Nachstoß den Ausgleich und erzwang damit eine Verlängerung.

Siegte im Viertelfinale in der zweiten Verlängerung – Karl Makik – Foto (c) Billardmagazin Touch

Auch dort herrschten zunächst ausgeglichene Verhältnisse: Makik legte vier Punkte vor, Espada scorte ebenfalls viermal und vergab Matchball Nummer zwei. In der zweiten Verlängerung gelang Makik erneut eine Serie von vier Punkten die der Franzose dann nicht mehr kontern konnte.

Im Halbfinalduell musste der Schwechater seinen Gegner, den späteren Europameister Radovan Hajek aus Tschechien bereits zu Beginn ziehen lassen. „Er hat wirklich phantastisch gespielt und ich war schnell mit 1-26 im Rückstand. Das war nicht mehr aufzuholen“ zog Makik nach seiner 20-40 Niederlage Bilanz.

Der Medaillengewinn überstrahlte für den gebürtigen Wiener aber das Halbfinal-Aus deutlich. „Diese Bronzemedaille glänzt heller als mein Silbermedaillengewinn vor 8 Jahren da das Feld hier deutlich stärker war. Man bekommt nicht so viele Chancen ins Viertelfinale einer EM zu kommen und dann auch noch in einer derart nervenaufreibenden Partie als Sieger vom Tisch zu gehen“.

Karl Makik mit einem Glückseligkeitsanfall bei der Siegerehrung – Foto (c) Billardmagazin Touch

Auch der Niederösterreicher Herbert Szivacz, 2013 Vizeeuropameister am Kleinbrett, zeigte eine gute Leistung und unterlag erst im Viertelfinale dem starken Türken Ahmet Bayatli knapp mit 37-40.

Endstand Europameisterschaft Dreiband am Kleinbrett – Brandenburg an der Havel, Mai 2017:
1. Radovan Hajek (CZE) – Punkte(General)Durchschnitt (GD) 1,718 – Höchste Serie 15
2. Kenny Miatton (BEL) – GD 1,771 – Höchste Serie 10
3. Karl Makik (AUT) – GD 1,327 – Höchste Serie 13
Ahmet Bayatli (TUR) – GD 1,752 – Höchste Serie 13
5. Birol Uymaz (TUR) – GD 2,329 – Höchste Serie 14
6. Herbert Szivacz (AUT) – GD 1,573 – Höchste Serie 11

Top-Allrounder Arnim Kahofer im fünften EM-Bewerb endlich mit ersehntem Edelmetall
Österreichs Carambol-Billard Top Allrounder Arnim Kahofer hat seine letzte Chance auf eine EM-Medaille in Brandenburg genützt.

Der 42-Jährige, zuvor im Dreiband Einzel- und „Scotch Doubles“ Mannschaftsbewerb am Matchbillard (gemeinsam mit Georg Schmied) sowie in den „Classic“ Disziplinen Einband und Cadre 47/2 bereits in der Qualifikationsgruppenphase out, lief im „Classic“ Abschluss-Bewerb Cadre 71/2 zur absoluten Höchstform auf.

Der Wiener erreichte mit nur zwei Fehlstößen in seinen Qualifikationsgruppenmatches souverän das Viertelfinale und erzielte die mit Abstand beste Gesamtleistung aller Teilnehmer bis zu diesem Zeitpunkt. Gegen den Franzosen Jean Francois Florent war Kahofer ebenfalls der klar dominierende Mann am Tisch und realisierte mit einem 200-51 Erfolg den Einzug ins Semifinale.

Wieder EM Bronze für Arnim Kahofer – nun im Cadre 71/2 – Foto (c) Billardmagazin Touch

Dort fand der 2-fache Classic Europameister gegen den Niederländer Dave Christiani nach nervösem Beginn gut zu seinem Rhythmus. Eine Fehlentscheidung kostete aber die absolut mögliche Finalqualifikation.

„In der im Nachhinein entscheidenden Situation hätte ich einfach eine andere Lösung wählen müssen“ trauerte Kahofer im Anschluß an seine 163-200 Niederlage der verpassten Gelegenheit nach. „Dave war nach meinem Fehler sofort zur Stelle und ich habe dann meine allerletzte Chance im Nachstoß leider ungenützt gelassen“.

Die Freude nun  doch noch mit Edelmetall im Gepäck die Heimreise antreten zu können überwog beim Wiener aber deutlich. „Eine Medaille war natürlich das große Ziel und weil es im Laufe der EM einfach nicht gut für mich gelaufen ist, ist der Erfolgsdruck immer größer geworden. Jetzt bin ich einfach erleichtert und glücklich, dass es am Ende doch noch geklappt hat“, so Kahofer.

Die Cadre 71/2 Sieger v.l.n.r. Arnim Káhofer (3.), Esteve Mata (3.), Raul Cuenca (1.), Dave Christiani (2.) – Foto (c) Billardmagazin Touch

Den EM Titel im Cadre 71/2 holte sich Raul Cuenca. Der Spanier bestrafte im Endspiel einen Fehler von Dave Christiani sofort mit einer perfekten Serie von 200 Punkten und kürte sich erstmals zum Europameister.

Endstand Europameisterschaft Cadre 71/2 – Brandenburg an der Havel, Mai 2017:
1. Raul Cuenca (ESP) – General(Punkte)Durchschnitt (GD) 47,368 – Höchste Serie 200
2. Dave Christiani (NED) – GD 27,230 – Höchste Serie 189
3. Arnim Kahofer (AUT) – GD 44,20 – Höchste Serie 142
Esteve Mata (ESP) – GD 26,80 – Höchste Serie 150
5. Xavier Gretillat (SUI) – GD 33,333 – Höchste Serie 113
6. Bernard Villiers (FRA) – GD 28,588 – Höchste Serie 109
7. Jean Francois Florent (FRA) – GD 17,550 – Höchste Serie 82
8. Michel van Silfhout (NED) – GD 16,000 – Höchste Serie 62

Classic Spezialist Cerovsek zeigt erneut auf
Die Hand an einer EM-Medaille hatte erstmals auch der Steirer Gerold Cerovsek. Der Grazer, der im Jahr 2015 bereits mit guten EM Leistungen in der Qualifikationsgruppenphase überzeugte, rang in der Disziplin Cadre 47/2 den Einband Vize-Europameister Nikolaos Gerassimopoulos aus  Griechenland mit 200-196 nieder und qualifizierte sich damit erstmals in seiner Karriere für das Viertelfinale einer EM Endrunde.

Schnupperte bereits an einer EM-Medaille – Gerold Cerovsek – Foto (c) Billardmagazin Touch

Trotz erneut starker Leistung war dort dann aber beim späteren Cadre 71/2 Europameister Raul Cuenca Endstation. „Mit der Qualifikation für das Viertelfinale habe ich hier mein Ziel erreicht. Dementsprechend bin ich auch mit meiner Leistung sehr zufrieden. Für einen Medaillengewinn muss ich aber noch weiter zulegen“ gab der 43-Jährige die zukünftige Marschrichtung vor.

Der Cadre 47/2 Titel ging in einem hochklassigen Finale an den Belgier Eddy Leppens, der sich erst in der Verlängerung gegen den Niederländer Raymund Swertz durchsetzte. Beide Spieler hatten zuvor die erforderlichen 250 Punkte fehlerlos vorgetragen.

Endstand Europameisterschaft Cadre 47/2 – Brandenburg an der Havel, Mai 2017:
1. Eddy Leppens (BEL) – General(Punkte)Durchschnitt (GD) 76,666 – Höchste Serie 250
2. Raymund Swertz (NED) – GD 115,000 – Höchste Serie 250
3. Raul Cuenca (ESP) – GD 91,555 – Höchste Serie 200
Xavier Gretillat (SUI) – GD 88,800 – Höchste Serie 250
5. Willy Gerimont (FRAU) – GD 69,111 – Höchste Serie 156
6. Patrick Niessen (BEL) – GD 37,250 – Höchste Serie 87
7. Michael van Silfhout (NED) – GD 32,055 – Höchste Serie 161
8. Gerold Cerovsek (AUT) – GD 29,368 – Höchste Serie 127

Dreiband Nachwuchshoffnung Kogelbauer mit bitterer Erfahrung
Österreichs Dreiband Nachwuchshoffnung Nikolaus Kogelbauer blieb nach seiner U21 EM Premiere am Matchbillard auch im U17 Bewerb am Kleinbrett hinter den hohen Erwartungen zurück. Der erst 15-jährige Wiener, im Vorjahr bei der U17 EM in Leuven/Belgien bereits mit dem beachtlichen 5. Platz, war sowohl gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Ivan Mayor aus Spanien sowie den späteren U17 EM-Titelträger Maxime Panaia aus Frankreich auf verlorenem Posten und belegte im Endklassement den letzten Rang.

Ließ sein können viel zu selten aufblitzen – Nikolaus Kogelbauer – Foto (c) Billardmagazin Touch

„Ich denke ich habe mir selbst zuviel Druck gemacht und ich bin auch mit den Tischen hier überhaupt nicht gut zurechtgekommen. Es war auf alle Fälle eine sehr schmerzhafte Erfahrung hier für mich, die ich erst verarbeiten muss. Ich kann auf alle Fälle deutlich besser spielen und das will ich in Zukunft auch zeigen“ so Kogelbauer.

Neuland 5-Kegel Billard – Know How aus Italien gefragt
Erstmals erfolgte durch den Billard Sportverband Österreich (BSVÖ) die Beschickung der EM Einzel- und Mannschaftskonkurrenz in der Disziplin 5 Kegel.

Für BSVÖ-Sportdirektor Peter Weingesl ergab sich damit im Vergleich zur europäischen Spitze ein Beurteilungsmaßstab für den aktuellen Entwicklungsstand. „Das war für unsere Spieler zunächst einmal eine wichtige Lernerfahrung. Wir bauen seit ca. 2 Jahren den Sportbetrieb in dieser attraktiven Disziplin in Österreich auf und haben natürlich vor allem im technischen und taktischen Bereich noch großen Aufholbedarf. Ich bin mir aber sicher, dass wir den Rückstand zur Spitze in den nächsten beiden Jahren signifikant reduzieren können“.

Hilfe soll dabei vor allem aus Italien kommen. „Die Italiener dominieren diese Disziplin in Europa seit vielen Jahren. Wir haben bereits vor längerer Zeit Kontakte geknüpft die uns dabei unterstützen sollen, unsere Wissenslücken zu schließen und damit die Entwicklung unseres Spielniveaus zu beschleunigen.

In der Einzelkonkurrenz in Brandenburg sorgte der Wiener Martin Jodl mit einem Satzgewinn in seiner Qualifikationsgruppe gegen den Niederländer Dave Christiani für das einzige Erfolgserlebnis aus Rot-weiß-roter Sicht. Der Steirer Manfred Herfert, der Wiener Herbert Sedlak und Österreichs aktuelle Nummer 1 der nationalen 5-Kegel Rangliste, der Oberösterreicher Tom Wacha, der für den  Hauptbewerb der Top 32 gesetzt war, gingen leer aus.

Spielte sich mit starken 5-Kegel Leistungen in die EM-Nationalmannschaft – Carambol-Veteran Manfred Herfert – Foto (c) Billardmagazin Touch

Im Mannschaftsbewerb kam Österreichs Team in der Formation Robert Immervoll, Manfred Herbert, Martin Jodl und Herbert Sedlak gegen San Mario sowie gegen Vize-Europameister Deutschland einzelnen Partieerfolgen sehr nahe, konnte aber in den entscheidenden Momenten den Sack nicht zumachen.

„Uns fehlt hier einfach  noch die Erfahrung und auch die Konstanz, die auf internationaler Ebene notwendig ist. Bei der nächsten EM werden wir auf alle Fälle stärker sein“ so Immervoll.

Der Einzeltitel im 5-Kegel ging in einem rein italienischen Finale an Matteo Gualemi. Er setzte sich gegen seinen Landsmann Daniel Ricardo Lopez mit 3-2 in Sätzen durch. Auch der Team Bewerb wurde Beute der Italiener.

Weitere Informationen zur Carambol Billard Europameisterschaft Brandenburg an der Havel:
Aktuelle Ergebnisse: http://competition.kozoom.com/en/home/3637/chain/2/
Medienseite: http://germantour.net/karambol_em_brandenburg_2017_media_tool.asp/nmc-id/48.html

(a.kronlachner@billardunion.at)

Zurück